Ecuador/Kolumbien in Zeiten der Corona

Tag 4

Die Nacht war wieder nicht sehr erholsam- Wärme kann sehr unangenehm sein. Getröstet hat mich der Gedanke den krawallmachenden Hahn den Hals umzudrehen und daraus eine schöne Hühnerbrühe zu machen. Fest vorgenommen habe ich mir mit dem Musikfreund zu reden. Ab 22 Uhr kann er getrost ein wenig leiser machen, obwohl ich ja aus Kolumbien weiß, dass diese Lautstärke als Normal gilt. Dort kommt noch hinzu, aus jeder Wohnung dröhnt Latina Musik. Also Ruhe behalten.

Nidia sitzt schon wieder vor ihren Rechner und unterrichtet. Mir einen Kaffee zu kochen, lehne ich dankend ab. Ihre Art von Kaffee zu kochen, widerspricht weitgehendst meiner traditionellen Einstellung. Wasser warm machen. Ein Löffel Kaffee in 2 Liter kochenden Wasser geben umrühren, fünf Löffel Zucker dazu und köcheln lassen. Beim besten Willen -nein. Große Tasse, zwei Löffel Kaffee und aufbrühen. Kein Zucker, keine Milch und genießen.

Nach dem meine Freundin ihren Unterricht beendet hat fahren wir zum Park Turistico Nueva Loja im Centrum der Stadt, in der Nähe des Flughafens. Am Eingang zwei Sicherheitskräfte, von denen wir freundlich begrüßt werden und uns einen Parkplatz zuweisen. Was nicht notwendig gewesen wäre. Es war sowieso kein weiteres Auto anwesend. Meine Freundin wechselt ein paar Worte mit dem Eingangspersonal und wir konnten den Park betreten. Pflicht, eine Maske zu tragen und Hände und Füße desinfizieren.

Der Park gibt einen wunderschönen Einblick wie es vor 100 Jahren im gesamten Gebiet ausgesehen hat, bevor die Erdölindustrie Kahlschlag betrieb. Der Nueva Loja Tourist Park befindet sich zwischen 0 ° 04’46,3 und 0,079523 der nördlichen Länge und 76 ° 53’24,1 und 76.890038 der westlichen Länge und erstreckt sich über 30,9 Hektar.

Die ehemals als militärische genutzten Flächen wurden vor 8 Jahren vom Staat erworben und touristisch erschlossen. Aufgrund seiner zentralen Lage gab es viele Kämpfe um seinen Besitz, da dieser Bereich genutzt werden sollte, um private Wohnprojekte zu entwickeln, öffentliche Einrichtungen zu bauen oder weiterhin militärische genutzt zu werden. Das Ökotourismuszentrum wurde am 26. Mai 2015 eingeweiht.

Es hat eine dreieckige Form, die von drei Hauptstraßen der Stadt begrenzt wird: Av. Petrolera al norte, av. Amazonas im Süden und Osten und Av. Galapagos im Westen. Es grenzt an wichtige Wahrzeichen der Stadt wie den Freizeitpark Nueva Loja im Norden, das Stadion Carlos Vernaza im Osten. Der Nueva Loja Tourist Park erwartet die Besucher von Montag bis Sonntag und an Feiertagen von 09:00 bis 17:00 Uhr auf den Avenuen Amazonas und Aguarico, neben der ecuadorianischen Armeeschule, Viertel Estrella del Oriente.

Der Ökopark ist ein klares Beispiel für den natürlichen Lebensraum der Gegend mitten in der Stadt. Dieses Projekt zielt darauf ab, die Natur mit dem kulturellen Erbe der Region zu integrieren. Eines der neuralgischen Projekte dieses Parks ist das Veterinärzentrum, das in Abstimmung mit dem Umweltministerium und der Umweltpolizeieinheit arbeitet. Alle geretteten Tiere, die zu diesem Ökosystem gehören, werden an die Veterinärabteilung geliefert, wo sie einen Erholungsprozess durchlaufen, um später – wenn möglich – wieder in ihren Lebensraum eingesetzt zu werden. „Die komplett domestizierten Tiere bleiben bei uns im Park“, sagt einer der Arbeiter.

In seiner gesamten Ausdehnung nimmt es 80 % des sich regenerierenden Tropenwaldes und 20 % der administrativen und touristischen Infrastruktur ein. Es sind 82 Pflanzenarten, registriert, von denen 90 % heimisch und 10 % aus dem Amazonas eingeführt wurden. Präsentiert werden mehr als 500 endemische Exemplare des Amazonas.

Durch den Park führt ein ungefähr 1,8 km Weg mit einer geschätzten Dauer von 45 Minuten. Während dieser Wanderung können man die Flora und Fauna des Ortes aus nächster Nähe bewundern.

Meine Freundin zog ihre Schuhe aus und ging barfuß was ich ihr gleich nachmachen musste. Eine sehr schlechte Idee wie ich sehr bald feststellte. Die ersten paar Meter waren noch angenehm. dann wurden die Fußsohlen immer heißer und ich immer schneller, bis es zum Sprint zur nächsten schattigen Stelle kam. Mit Sandaletten läuft es sich schon besser.

Eines der Hauptattraktionen auf dem Weg ist das Herbetarium die 14 Arten von Reptilien beherbergt. Es sind meist gerettete Arten mit insgesamt 51 Exemplaren. Neben Reptilien zeigt das Herbetarium noch weitere Arten wie Papageien und Arras. Da ich auf dem Weg dorthin meine Gesichtsmaske abnahm wurde ich vom Aufsichtspersonal höflich aber bestimmen aufgefordert meine Maske wieder aufzusetzen. Den Weg weiterverfolgend kam es immer wieder zu schönen Beobachtungen von Schmetterlingen, Vögel und einen Tapir.

Besonders gerne erinnere ich mich an das rege Treiben von Affen. Die auf ihren Bäumen einen nicht zu überhörenden Radau machten. An einen Beobachtungsturm aus Holz quälte ich mich empor um von oben, Aufnahmen vom Park zu machen.

Auf dem weiteren Weg schauten wir uns das Maloca, das typische Ahnengemeinschaftshaus der Ureinwohner des Amazonas an. Diese beherbergt verschiedenen Nationalitäten wie Shuar, Cofan, Siona Siekopal Kiwa. Sogar Vertreter des afro-ecuadorianischen Volk sind vertreten. Sie bieten einen kleinen Einblick über ihre Kultur, Kunsthandwerk und natürliche Medizin. Was man auch käuflich erwerben kann. Als Höhepunkt ein prächtig gekleideter Medizinmann von dem man sich gegen Entgelt die bösen Geister vertreiben lassen kann.

Ziemlich am Ende des Weges erreicht man ein Restaurant, wo ich mit Freuden ein schönes kühles Bier zu mir nehme und gemütlich die Krokodile und Arapimas beobachte die in den daneben liegenden Teich zu beobachten sind.

Ein gelungener Tag.

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