Beginnt eine neue Phase des Ukraine-Konflikts?

Lassen wir zu Beginn wieder westliche realistisch denkende Experten zu Wort kommen. Bezüglich der Ursachen und der Einordnung dieses Ukraine-Konflikts legte der Schweizer Friedensaktivist Dr. Daniele Ganser am 1. September u.a. dar, daß der Maidan-Putsch unter US-Präsident Obama 2014 initiiert und von Victoria Nuland (US-Außenamt) organisiert wurde und daß die USA dafür fünf Milliarden Dollar zur Verfügung stellten. Durch den Putsch wurde der demokratisch gewählte Präsident der Ukraine gestürzt und ein USA-genehmer eingesetzt. Beweis: In einem bekannt gewordenen Telefongespräch teilte Frau Nuland dem Botschafter der USA in der Ukraine mit, daß ein Herr Jazenjuk von den USA als Präsident eingesetzt wird. Die russische Spezialoperation sei deshalb und wegen des ständigen (bis auf das Dreißigfache angestiegenen) Beschusses der Republiken LVR und DVR durch die ukrainischen Nazi-Bataillone als Folgereaktion Rußlands anzusehen. Dr. Ganser findet, daß beide Operationen das Völkerrecht verletzten (was der Autor nicht so sieht) und daß die Ukraine nur eine Perspektive hat, wenn sie neutral und kein NATO-Mitglied ist. Er tritt gegen die Waffenlieferungen und gegen die Erbringung von anderen militärischen Leistungen des Westens für die Ukraine auf, weil dadurch die militärischen Auseinandersetzungen verlängert und die Opferzahlen und Zerstörungen bedeutend ansteigen würden. Ganser spricht sich für die Fortsetzung der bereits stattgefundenen Verhandlungen der Seiten aus. Er verwies darauf, daß die USA und die EU ebenso einen Informations- und Wirtschaftskrieg gegen Rußland führen. Letzterer richte sich sogar gegen die eigenen Verbündeten, die aufgrund der von Washington ausgehenden Energieträgersanktionen und der terroristischen Aktivitäten gegen die Erdgas-Pipelines NS-1 und NS-2 ihre Preisvorteile durch billigere russische Energieträger verlieren und nun teures Erdgas, vornehmlich aus den USA, importieren müssen. Damit kann die europäische Wirtschaft bis zur Bedeutungslosigkeit geschwächt werden. Der USA Administration sei es gelungen, ihren alten Traum, die Verflechtung von russischer rohstoffgestützter und deutscher technologiegestützter Wirtschaft zu beenden, in die Tat umzusetzen.

 Zu den im September gestarteten Offensiven der Ukraine/NATO Streitkräfte

 Der Schweizer Geheimdienst-Offizier und Analyst Jaques Baud vertritt die Ansicht, daß die Geländeverluste für die russische Seite damit zu erklären sind, daß die als begrenzte militärische Spezialoperation deklarierten Kampfhandlungen Rußlands mit Einschränkungen der militärischen Möglichkeiten und bei Anwendung der Regel, das Leben der Bürger der Ukraine zu schützen, einhergingen. Er stellte fest, daß Rußland bereits vor der ukrainischen Offensive seine Truppenpräsenz in dieser Region ausgedünnt, die Lager und Basen teilgeräumt und die Rückzugswege vorbereitet hatte, da die dort abgezogenen Kräfte zur Verstärkung der Verteidigung des Donbass dringend benötigt wurden. Ein weiterer Hauptgrund liegt bei den westlichen Waffenlieferungen, deren Umfang in letzter Zeit enorm zunahm und zu denen immer modernere Waffen, darunter Panzer und gepanzerte Fahrzeuge sowie Panzerabwehrwaffen, Artillerie, weitreichende Mehrfachraketenwerfer verschiedener Typen, Flugzeuge, Hubschrauber, Aufklärungs- und Kampfdrohnen, neuste LV-Komplexe und anderes, gehören. Zusätzlich wurden die Ukraine/NATO-Streitkräfte (SK) mit US-Aufklärungsdaten für die Führung der Kampfhandlungen in Echtzeit aus dem Kosmos versorgt. Sie erhielten weiterhin vom Westen verstärkt Artillerie- und Raketensysteme großer Reichweiten sowie die zu deren Bedienung notwendigen Waffenspezialisten (beurlaubte NATO-Soldaten und Reservisten) und kriegserfahrene Söldner, z. B. der privaten Militärfirma „Academi“ (bis 30 % der Angreifer). So konnten die durch NATO-Kräfte verstärkten ukrainischen Streitkräfte (Ukr.-SK) zwar einen Großteil des Charkower Gebiets besetzen, mußten aber auch erhebliche personelle und materielle Verluste hinnehmen. Sie hatten zudem Schwierigkeiten, die hauptsächlich durch die hunderttausend zwangsmobilisierten Soldaten hervorgerufen wurden, die maximalen Möglichkeiten der westlichen Waffen bei deren Kampfeinsatz abzurufen. Übrigens wurde am 4. Oktober in Wiesbaden ein neues US-Kommando zur Koordinierung der westlichen Kriegsunterstützung in der Ukraine gebildet. Die Hilfen für Sicherheitsaufgaben für dieses Jahr umfassen 1,1 Milliarden US-Dollar. Die bisherigen militärischen Lieferungen und Leistungen beliefen sich auf fast 17 Milliarden.

 Einige Gedanken zum Echtzeitkrieg

Der US-Multi-Milliardär Musk unterhält im Kosmos ein Satelliten-Drohnensystem, bestehend aus über 3 000 Drohnen-Satelliten („StarLink“), welches die Aufgaben Aufklärung, Truppenführung und Waffenlenkung im Auftrag der US-Regierung für die Ukraine in Echtzeit erfüllt. D. h., daß man auf russischen Artillerie- und Raketenbeschuß bereits nach ein bis zwei Minuten zielgerichtet reagieren kann. Der neue Kommandierende der Streitkräfte der Russischen Föderation (SK der RF) Armeegeneral Surowikin will diesen Echtzeitvorteil der Ukraine durch das StarLink-System schnellstmöglich beseitigen. So können die Satelliten-Drohnen des Musk-Systems mit Laserwaffen des Typs Pereswet effektiv vernichtet werden. Musk ging es also nicht nur ums Geld, als er der Ukraine die Rechnung vorlegte, sondern um sein Image. Die derzeitige Hauptmethode zur Unterdrückung der US-Militär-Satelliten besteht im Stören und Blenden derselben durch die Mittel des funkelektronischen Kampfes der luft-kosmischen Kräfte der Russischen Föderation (RF). Damit verringern sich die personellen und materiellen Verluste der SK der RF, und die NATO-Ukraine-SK verlieren ihre Vorteile bei der Truppenführung und Waffenlenkung und somit ihre bisherigen Angriffsfähigkeiten. Die Vernichtung von militärischen Satelliten und Satelliten-Drohnen ist überhaupt nur deshalb möglich, weil es für diese kosmischen Waffen keine begrenzenden Vereinbarungen zwischen den USA und der RF gibt. Auf dem Gefechtsfeld setzen die SK der RF erfolgreich ein neues Flugzeug Drohnen-gestütztes Aufklärungs- und Waffenlenksystem ein. Was ändert sich nach der Aufnahme der vier Republiken in die RF? Rußland erhält einen zusätzlichen Sicherheitspuffer, mehrere Industriegebiete, eine Landverbindung und die Wasserversorgung zur Krim, mehr Schwarzmeerhäfen und die Möglichkeit, ein einheitliches Entscheidungszentrum für alle in der Ukraine handelnden SK der RF aufzubauen. Das Land begann eine Teilmobilmachung und aktivierte den militärisch-industriellen Komplex (MIK), um wieder die Initiative im Ukraine-Konflikt übernehmen zu können. Damit werden die Ukraine/NATO-SK bei Angriffen auf diese neue Ostgrenze und auf russisches Kernland zu Aggressoren. Die Ukraine hat einen Großteil ihrer strategischen Reserven bereits bei den bisherigen Offensiven aufgebraucht, und der Westen bekommt langsam Schwierigkeiten bei der Lieferung der notwendigen Waffen, da in vielen Ländern der West-Koalition die Arsenale leer sind und der MIK mehr Zeit benötigt, diese zu erneuern.

 Zur Teilmobilmachung in Rußland

Mit der Teilmobilmachung soll die personelle Unterlegenheit der russischen Koalition mit Reservisten (bis 250 000), Freiwilligen (bis 40 000) und Söldnern aus verschiedenen Ländern (bis 75 000 aus Syrien und Nord-Korea) ausgeglichen werden. Mit dem massierten Einsatz von Kampf- (oder auch Killer-)Drohnen, von modernisierten Panzern und Terminatorpanzern, dem verstärkten Einsatz von Präzisions- und Hyperschall-Raketen sowie verschiedener Raketenwerfersysteme – darunter der schwere Mehrfachraketenwerfer Toc-1-Buratino und der thermobare MRW- „Sonnenbrand“ –, aber auch mit dem Einsatz von in Syrien erfolgreich getesteten Waffensystemen des funkelektronischen Kampfes sowie mit Marinekräften und Fernbomberkräften sollen die gestellten Aufgaben erfüllt und die neuen Territorien verteidigt werden können. Scott Ritter, ehemaliger Sicherheitsberater von Trump, sieht, trotz der Abwanderung von bis zu 200 000 Einzugsfähigen, die Teilmobilmachung nicht gefährdet. Er stellt, besonders nach dem Terrorakt auf die Krimbrücke, den Beginn einer neuen Phase der Kampfhandlungen der Seiten fest. Die Mobilisierten und Freiwilligen der RF werden mit der Eingliederung der neuen Territorien zu patriotischen Verteidigern der russischen Westgrenze. Um diese Haltung aufrechtzuerhalten, sollte Russland intensiv daran arbeiten, seine Soldaten rechtzeitig und mit modernen Waffen auszurüsten, was bisher nicht immer oder nicht in vollem Umfang gelang. Wie sich zeigt, löst besonders der Krim-Anschlag einen bisher nicht dagewesenen Patriotismus bei Armee und Flotte sowie bei der Mehrheit des russischen Volkes zur Verteidigung der RF und der neuen Westgrenzen Rußlands aus, was bereits die explodierenden Mobilisierungszahlen und das Stoppen der ukrainischen Angriffsoperationen beweisen.

Zeichnet sich nach dem 10. Oktober ein Wendepunkt im Ukraine-Konflikt ab?

Mit dem Terroranschlag des ukrainischen und britischen Geheimdienstes auf die Krimbrücke wurden, die von Rußland gesetzten roten Linien überschritten. Dieses Ereignis ist der Tropfen, der, nach einer Serie von Diversionsakten auf russische Territorien, das Faß zum Überlaufen brachte. Die russische Führung mußte erkennen, daß mit der bisherigen Kampfweise keine Verhandlungslösung zur Beendigung der Spezialoperation zu erreichen war. Rußland mußte aus den verlustreichen Fehlentwicklungen lernen und den Charakter der Kampfhandlungen radikal ändern. Der ehemalige US-Oberst und Militärtheoretiker Douglas Macgregor verwies auf die Washington Post vom 13.10., welche die nun erfolgten verheerenden russischen Schläge gegen die Ukraine als einen Wendepunkt in diesem Krieg bezeichnete. Bisher kämpften auf russischer Seite höchstens 20 % der russischen Bodentruppen und dazu eine Mischung aus gut kämpfenden Freiwilligen und Milizen (Tschetschenen, Kosaken u. a.) sowie die kampfeffiziente Söldnergruppe Wagner. Nun haben wir es, sagt Macgregor, mit einem anderen Rußland zu tun. Auf dem ganzen Territorium der Ukraine, wurden nicht nur militärisch wichtige Objekte der kritischen Infrastruktur, sondern auch das Hauptquartier des ukrainischen Geheimdienstes und das deutsche Konsulat in drei Wellen mit 202 Raketen außer Gefecht gesetzt. Dabei wurden 80 % der erneuerten Luftverteidigung unschädlich gemacht, darunter das in Kiew gegen Boden-Boden-Raketen eingesetzte modernste US-Luftabwehrsystem NASAMS. An vielen Orten fielen Strom- und Wasserversorgung sowie das Internet aus. Das könnte ein Vorgeschmack darauf sein, was demnächst in Form einer Bodenoffensive Rußlands, die das Ziel hat, den Ukr.-SK die Kampffähigkeit zu nehmen (Entmilitarisierung und Entnazifizierung, d. A.), zu erwarten ist. Zum Verstehen der militärischen Lage gibt Macgregor die Verluste auf ukrainischer Seite für die gesamte Spezialoperation mit ca. 10 000 Toten und bis 400 000 Verletzten aus einer Armee von 600 000 Mann, an. Die von Selenskyj befohlenen Alleingänge der Armee haben dazu geführt, daß auf einen getöteten russischen Soldaten bis zu sieben toten oder verwundeten Ukrainern kommen und daß die Ukr.-SK zwei Armeekomplexe an Waffen (z. B. über 5 500 Panzer, Artillerie und einen Großteil der gelieferten NATO-Waffen) verloren hat. Bei den kommenden russischen Offensiven wird es die ukrainische Armee mit gut trainierten sowie modern ausgerüsteten SK der RF zu tun bekommen, die erst am Dnepr haltmachen werden. Auch Charkow und Odessa, die immer russische Städte waren, können damit rechnen, von diesen russischen Truppen befreit zu werden. Die Ukraine wird danach ein Binnenland sein. Der Angriff auf die Krim-Brücke, welche zugleich auch das „Symbol für die Wiedereingliederung der Krim mit dem russischen Kernland ist, gibt Rußland nicht nur das moralische, sondern auch das juristische Recht, in der natofizierten Ukraine einen neuen, schärferen Gang einzulegen. Damit kommt es zu einer Wende im NATO/Ukraine–Rußland Konflikt, der nun in eine neue Phase eintritt.

Zur Frage des Einsatzes von Atomwaffen

Immer wieder gibt es in den westlichen Medien Meldungen darüber, daß Rußland bei Niederlagen und hohen Verlusten im Ukraine-Konflikt erwägen wird, taktische Atomwaffen einzusetzen. Putin hat niemals mit dem Atomwaffeneinsatz gedroht, aber er hat, im Gegensatz zu Biden, vor einem Einsatz solcher Waffen gewarnt. Nach Meinung russischer Militärspezialisten besitzt das Land effektive Waffensysteme, die über ähnliche Vernichtungseigenschaften wie Kernwaffen verfügen und die im Bedarfsfall eingesetzt werden können. Der Sprecher der russischen Regierung Peskow erklärte zum Atomwaffeneinsatz den russischen Standpunkt: „Die Atomdoktrin unseres Staates besagt, daß der Einsatz von Atomwaffen nur möglich ist, wenn der Feind Massenvernichtungswaffen gegen die Russische Föderation einsetzt oder es bestätigte Informationen über den Start ballistischer Raketen gibt, die auf russische strategische Objekte gerichtet sind. Der Einsatz ist auch dann zulässig, wenn konventionelle Waffen gegen unser Land eingesetzt und der Staat dabei in seiner Existenz bedroht wird.“ Damit vertritt Rußland diesbezüglich eine klare Position. Die Ukraine hingegen fordert, daß die anderen Nuklearstaaten bereits dann nukleare Vergeltungsschläge gegen atomare Abschußrampen in Rußland führen müßten, wenn man dort auch nur an den Einsatz von Atomwaffen denken sollte. Damit wird unmißverständlich klar, wer für die Anwendung von Kernwaffen im Ukraine-Konflikt plädiert und bereit ist, den Einsatz taktischer Atomwaffen zu provozieren. Zwischen den USA und Rußland scheint es seit neuestem jedoch Konsens darüber zu geben, daß der Einsatz von Atomwaffen, darunter auch taktischer, im Ukrainekonflikt als zu risikovoll und daher als unrealistisch angesehen wird.

 Sind die NATO, die EU und Deutschland Kriegspartei?

Wie aus einem Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages herauszulesen ist, werden die EU-Staaten mit Waffenlieferungen, der Bereitstellung von Aufklärungs- und Geheimdienstangaben, der Ausbildung von Soldaten der Ukraine auf ihren Territorien, durch die Bereitstellung von Söldnern und Waffenspezialisten bei Kampfhandlungen zur Kriegspartei.

Nur Verhandlungen können die Eskalation des Konfliktes stoppen

Der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr Harald Kujat hat nach der Anschlags- und Diversionswelle der Ukraine, die eine beschleunigte Eskalationsspirale im Ukraine-Konflikt ausgelöst hat und die bis zu einem Atomkrieg führen kann, Ausführungen gemacht, die man aus den hiesigen Mainstreammedien nicht erfährt. So gab es bereits Anfang April 2022 eine Vereinbarung zwischen der Ukraine und Rußland über ein Ende der Kampfhandlungen und eine Friedenslösung, wobei sich Rußland aus den eroberten Gebieten zurückziehen und die Ukraine auf einen NATO-Beitritt verzichten wollte. Der Premierminister von GB, Johnson, war es, der die Unterzeichnung im Auftrag des kollektiven Westens cancelte und somit die mögliche Beendigung des Konfliktes bereits im April nicht zuließ. Auch das bei der Aufnahmeszenerie der vier neuen Verwaltungsbezirke Rußlands von Putin gemachte Verhandlungsangebot wurde von Selenskyj abgelehnt. In der „Ukrainska Prawda“ konnte man darüber lesen, daß der Westen zur Beendigung des Krieges nicht bereit ist. Kujat mahnte an, daß EU-Europa mit den USA eine klare westliche Strategie ausarbeiten und umsetzen sollte, um die Ausdehnung des Krieges auf NATO- und russische Territorien zu verhindern und eine atomare Eskalation nicht zuzulassen, um so Voraussetzungen für eine europäische Sicherheits- und Friedenslösung zu schaffen. Er vertritt, wie er am 13.10. äußerte, den Standpunkt, daß der Westen keine Angriffswaffen an die Ukraine liefern sollte, um eine weitere Eskalation des Konfliktes zu vermeiden und Verhandlungen möglich zu machen. Einen Interessenausgleich in dieser militärischen Auseinandersetzung kann es aber nur zwischen den beiden Hauptakteuren USA und Rußland geben, da es um geopolitische Rivalität der großen Machtblöcke „China und Rußland“ sowie „USA und EU-Europa“ geht. Da nur eine diplomatische Lösung den immer opferreicheren eskalierenden Konflikt beenden kann, sollten die Seiten sofort mit Verhandlungen beginnen. Bleibt zu ergänzen, daß Rußland jederzeit dazu bereit ist, auf der Basis der erreichten militärischen u. a. Resultate mit dem Westen und der Ukraine diplomatische Verhandlungen zur Beendigung der Kampfhandlungen und zum Erreichen von Sicherheitsabkommen aufzunehmen. Der „kollektive Westen“ sollte die auf dem SOZ-Gipfel von China getroffene Feststellung, „einen Waffenstillstand durch Vehandlungen und Lösungen, welche die Sicherheitsbedenken aller Seiten berücksichtigen“ (so vom chinesischen Außenamt formuliert), richtig deuten. Hiermit unterstützt China die russischen Forderungen des Rückzugs sämtlicher NATO-Strukturen aus der Nähe Rußlands, wie es in den russischen Forderungen vom Dezember 2021 fixiert ist. China beweist damit Rußland und dem Westen, daß es ein guter Vermittler für eine Deeskalation des Ukraine-Konfliktes sein könnte.

Oberst a. D. Gerhard Gies

Ein Kommentar

  1. Hallo Peter,

    es wird Dich vielleicht nicht wundern – aber ich habe meine Probleme mit Deinem Text.
    Zunächst einmal: im „Budapester Memorandum“ https://www.atomwaffena-z.info/glossar/b/b-texte/artikel/f609fe517d0527ecd5b0950256a941c3/budapester-memorandum.html haben u.a. Russland, Großbritannien und die USA der Ukraine die territoriale Unversehrtheit garantiert (Frankreich und China hatten danach ähnliche Erklärungen abgegeben). Die Ukraine hat im Gegenzug sämtliche Atomwaffen aus der Zeit der UdSSR abgebaut und die Trägersysteme z.T. an Russland übergeben.
    Schon mit der Annexion der Krim, der Unterstützung von Gewalt bei der Sezession im Donbass und erst recht mit dem Einmarsch im Frühjahr dieses Jahres hat die russische Regierung gezeigt, dass man sich nicht einmal auf vertragliche Zusicherungen Russlands verlassen kann. Damit stellt sich Russland auf die Stufe von anderen Staaten, die Dominanz und Macht über den Frieden stellen. Russland darf genauso wenig Dominanz über seine Nachbarstaaten ausüben wie die USA über die Staaten Südamerikas (Monroe-/Roosevelt-Doktrin). Und nicht nur das: dem Streben nach nuklearer Abrüstung wird ein Bärendienst erwiesen. Denn jeder Staat, der um seine Sicherheit fürchtet, wird vor diesem Beispiel lieber Atomwaffen beschaffen als auf diese zu verzichten. Vertragstreue ist die wichtigste Grundlage für Vertrauen.

    Wer nun der Aggression nachgibt, der macht die Welt und vor allem die kleinen und schwachen Staaten erpressbar. Nun sind also zumindest die seinerzeitigen Garantie-Mächte, also insbesondere GB und die USA gefordert, ihren vertraglichen Zusicherungen auch zu folgen. Und das gilt nicht nur für diese Garantiemächte sondern für alle Staaten, die friedliche und stabile Grenzen wollen. Niemand kann „unter Druck“ verhandeln. Faire Verhandlungen „auf Augenhöhe“ können nur erfolgen, wenn die Besetzung ukrainischen Staatsgebietes beendet wird.
    Komm jetzt bitte nicht mit einer russischsprachigen Bevölkerungsmehrheit im Donbass oder auf der Krim. Ethnische Minderheiten gibt es überall – das ist insbesondere eine Folge der Kolonialpolitik, an der auch das zaristische Russland beteiligt war. Es gibt auch die Südtiroler in Italien, die Dänen in Schleswig-Holstein oder deutschsprachige Bevölkerung im französischen Elsass oder in Belgien. Warum das so ist müsste in jedem Einzelfall besprochen werden. Aber Gewalt kann keine Lösung für die so entstehenden Probleme sein. Das Völkerrecht stellt den Frieden höher als ethnisch einheitliche Staaten. Die einzige Möglichkeit, weitgehende Autonomie-Regelungen zu schaffen, wird mit Gewalt eher verbaut. Die Gewalt ist also kontraproduktiv – und die wird hier primär von Russland gegenüber der Ukraine ausgeübt. Die Ukraine wehrt sich – das ist das gute Recht jedes Landes, das von anderen angegriffen wird.

    Und dafür ist etwa der Penzberger Josef Raab in Spanien und danach in der Resistance aktiv geworden – ein Freund Deines Großvaters und meines Großonkels Otto Kirner.

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