Ecuador/Kolumbien in Zeiten der Corona

Tag 28

Heute stehen wir früh auf. Wir wollen zu einen der schönsten Wasserfälle von Ecuador. Cascada Rio Malo oder auch bekannt als Cascada Mágica. Dieser befindet sich an der E45 Richtung Quito. Ich bin die Strecke schon vier Mal gefahren aber zum größten Teil im Dunkeln. Heute im hellen, ich bin gespannt.

Um acht Uhr steht unser gemieteter Jeep vor der Tür. Wir haben ihn für 50 Euro am Tag gemietet. Fahren wird ihn Daniel, der älteste Sohn von Nidia wird uns fahren. Nach der Fahrzeugübernahme geht es los. Kaum aus der Stadt fahren wir hinter einen Land Rover mit offener Ladefläche hinterher. Auf ihn zwei Kinder bestimmt nicht älter als 12 die dort rumturnten. Bestimmt ein Fressen für unsere Ordnungshüter in Deutschland. Irgendwann bog dieses Fahrzeug auf eine Finka ab. Unsere Strasse führt weiter ins Gebirge. Offene Landstriche wandeln sich in Hügliges Gelände.

Nach 20 Minuten biegt Daniel nach links ab und hält auf einen Parkplatz vor einem Haus. Choza el Canelo eine Gaststätte. Mir war am Anfang nicht klar, was wir hier wollen. Zum Essen ist es noch zu früh. Aber bald wird mir klar, wir sind nicht zum Essen hier, sondern um die Einrichtung zu bewundern. Die Ausstattung ist richtig Uhrig. Bänke, Sitze, das ganze Mobiliar grob aus Bäumen geschlagen. Viele Holzschnitzereien und landwirtschaftliche Gerätschaft an den Wänden. An der Stirnseite der Hütte ein großes buntes Gemälde, was einen Teich mit Wasserfall darstellt, umgeben von dichten Tropischen Gewächsen und farbenprächtigen Vögeln. Ich nachhinein erfuhr ich das auch das Essen ein Genuss sein soll.

Wir fahren weiter in das Gebirge. Es geht bergauf. Lange strecken am Kamm entlang mit wunderbarer Aussicht in die Täler. Oft sehr nah am Rand der Steilhänge. An vielen stellen liegt abgebrochene Fels am Straßenrand. Mir ging durch den Kopf das so ein Steinschlag sehr ungemütlich werden könnte. Wie ich später erfuhr, haben nur Tage später, nachdem ich Ecuador verlassen habe, enorme Regenfälle große Teile der E45 in diesem Gebiet durch Felssturz zerstört und Brücken weggerissen. Der gesamte Verkehr auf dieser Lebensader zum Erliegen gebracht. Ein Jahr später ist dieser Teil immer noch nicht freigegeben. Der ganze Transport von Nueva Loja nach Quito ervollgt über Puerto Francisco de Orellana. Was einen erfeblichen Umweg ist.

Nach etwa anderthalb Stunden Fahrt hält unser Fahrer an einer Brücke an und wir steigen aus. Von hier haben wir einen wunderbaren Blick ins Coca Tal mit seinem hier ruhig dahinfließen Fluss. Wenn man aber die vielen Erosion Stellen sieht, weiß man, dieser Fluss kann auch anders. Von der Brücke hat man auch guten Blick auf den Bach, der hier ein steiles Ufer geformt hat. Dicht bewachsen vom Tropischen Regenwald. Daniel meint, dies hier ist Anaconda gebiet. Etwas, was meine Aufmerksamkeit erregt. Nach einer kurzen Erleichterung geht es weiter.

Gegen Mittag erreichen wir La Cocina Magica, ein Gasthaus. Hier fahren wir von der E45 runter auf einen Feldweg, der zu einem Parkplatz führt. Dort steht ein Bauer oder Parkplatzwächter, der eine kleine Gebühr zum Befahren dieses Naturschutzgebiet erhebt. Dabei erklärt er uns, wenn wir zum Wasserfall wollen können wir den Feldweg weiterfahren. In etwa 200 Meter gibt es einen weiteren, kleineren Parkplatz. Was wir mit Freude tun, es fängt nämlich an zu regnen. Nach kurzer Zeit erreichen wir ihn und steigen aus. Von hier ist der Wasserfall bereits zu sehen. Außer uns, standen noch zwei weitere Fahrzeuge auf den Platz.

Wir verfolgen den hier beginnenden Trampelpfad Richtung Wasserfall. Dabei überqueren wir einen kleinen Bach und durchqueren im leichten Nieselregen einen kleinen Wald mit relativ niedriger Baumhöhe aber sehr dicht. Die Bäume waren über und über mit Moos bedeckt und vielen Epiphyten. Ich bin überwältigt von so viel Schönheit. Wir kommen auf ein Gelände mit Mannshohen Gräsern. Vor uns der Wasserfall dessen Wasser mit ungezügelter Kraft vom Felsen stürzt. Dieser liegt auf 1.384 Meter über dem Meeresspiegel und ergießt sich in eine üppige Schlucht. Benannt nach seinem Quellfluss, sind die 80-Meter-Fälle alles andere als klein, und die schiere Kraft des Wassers, das über die Klippenwand ausbricht, erzeugt ein Brüllen, das man hören können, bevor die Fälle überhaupt in Sicht sind.

Je näher wir den Wasserfall kommen, desto spärlicher ist der Pflanzenwuchs. Der Boden sehr nass und sumpfig. Ich hätte einen Regenumhang mitnehmen sollen. In kürzester Zeit bin ich klatsch Nass. Nicht nur durch den feinen Regen, in erster Linie durch das zerstäubte Wasser der Cascade. Nicht annähernd am Wasser angekommen, gebe ich auf und genieße dieses Schauspiel in respektvoller Ferne. Auf dem Rückweg wollte ich noch kurz ins Wasser des springen. Daniel meint, er kenne einen besseren Ort.

Unterwegs machen wir Rast an einem Gasthaus mit dem Namen El Chiringuito D´ BEA. Ein gemütliches kleines Restaurant. Im Innenhof ein Wasserbecken, wo man sich seinen Fisch aussuchen konnte. Darauf hatte ich keinen Appetit. Diese erinnerten mich zu sehr an meine Aquarienfische. Ich glaube, ich habe irgendetwas vom Schwein zu mir genommen was mir allerdings nicht besonders schmeckte.

Nach dem Essen fuhren wir weiter. Gegen 15:00 Uhr bog Daniel ab und folgte eine Straße die ich eher als Panzerteststrecke bezeichnen würde. Geschickt wich er größere Felsbrocken und Löcher aus bis wir nach ca. 150 Meter auf einer unbefestigten, aber besseren Strasse weiterfahren konnten. Der Weg führte uns immer weiter leicht Bergab an einen bewaldeten Berghang entlang. Unterwegs überquerten wir einen Bachlauf. Ich war froh in einen Jeep zu sitzen. Ein entgegen kommender PKW hatte gewaltige Probleme diese Furt zu durchqueren. Nach 15 Minuten erreichten wir eine Brücke über eine Schlucht und wir mussten das Auto abstellen. Jetzt geht es zu Fuß weiter.

Am Anfang der Brücke, wieder Männer die Eintrittsgebühr verlangten. Ich habe gelesen das 80% der Wasserfälle in Ecuador auf Privatland zu finden sind und die Besitzer dies als Einnahmequelle nutzen. Der Betrag ist nicht hoch, wir bezahlen und gehen auf die andere Seite. Auf der Brücke zwei Frauen die Speisen verkaufen. Am Ende der Brücke führt ein Steile zickzack Weg zum Bach hinunter. Der im Laufe seiner Geschichte sich ein schmales Bachbett geformt hat umgeben von steilen Felswänden.

Wir sind nicht die einzigen hier. Dieser Bach scheint ein beliebtes Ausflugsziel zu sein. Viele Familien haben sich am auf den Felsen am Rande des Baches niedergelassen und machen Picknick. Es wird sogar gekocht, während die Kinder im Wasser plantschen. Wir bewegen uns Bachaufwärts, stellenweise kletternd und höllisch aufpassend das wir nicht an dem klitschigen Felsen ausrutschen. Ein Sturz könnte sehr unangenehm werden. Nach ca. 80 Meter haben wir einen günstigen Platz gefunden, wo sich die Frauen ausruhen können. Daniel und ich wollen weiter zum Wasserfall La Libertad.

Zuerst müssen wir den Bach überqueren, dann einige 100 Meter an schmalen Bändern die Felswand entlang bis zu einer Stelle wo ein weiterer Bach in unseren Fließ. Diesen müssen wir überqueren, wobei die Strömung sehr beachtlich ist. Auf der anderen Seite folgen wir den neuen Bach steil Bergaufwärts. Stellenweise kletternd, besonders heikle Stellen sind per Seil gesichert. Auf diesen Weg mussten wir mehrmals den Bach überqueren. Dabei passierte mir das ich auf einen der Steine ausrutschte und im Wasser lag. Das ärgerliche dabei, mein Handy durfte mit baden. Ich stand zwar sofort wieder auf den Beinen, aber für mein Handy war es zu spät. Das zweite Mal, dieses Jahr. Beim ersten Mal nahm ich es mit zum Schwimmen in der Adria. Jetzt bewährt sich das mein Handy mit einer Cloud verbunden ist. Alle Bilder konnte ich damit retten. Nur vom Wasserfall und weitere Aktivitäten des Tages konnte ich nicht für die Ewigkeit festhalten.

Leicht verstimmt über meine eigene Dummheit erreichten wir 10 Minuten später unseren Wasserfall. Ein herrlicher Anblick, das Wasser stürzt ca.  30 Meter in den Talkessel und bildet einen kleinen fast runden Tümpel. Durchmesser schätze ich 10 Meter. Tiefe mehr als 1,80, ich erreiche nicht den Grund. Zu Baden ein Genuss. An der Südöstlichen Seite ein großer Felsblock von drei Meter höhe wo junge Burschen und Mädels mit sichtbarer Freude ins Wasser sprangen. Ich musste feststellen, obwohl ich ein guter Schwimmer bin, habe ich Probleme gehabt nicht in den Sog des herabstürzenden Wassers hineingezogen zu werden. Ich hatte eher die Befürchtung von der Strömung hinweggespült zu werden. Eine Weile blieb ich am Rande des Ufers sitzen und genoss den Anblick der Umgebung. Umgeben von steilen Felswänden, bewachsen unterschiedlichster Pflanzen füllt man wie klein ich als Mensch doch bin. Aber fähig genug al diese Schönheit zu zerstören.

Beim Rückweg hatte ich dann die blöde Idee so eine natürliche Wasserrutsche auszuprobieren. Konnte doch nicht so schlimm sein. Andere scheinen da höllisches Vergnügen zu haben. Leider musste ich feststellen, dass das Vergnügen nicht auf meiner Seite war. Das Rutschen selber ging ja noch aber an den Stellen, wo das Wasser etwas tiefer war und durch die Strömung nicht zum Stehen kam wurde ich immer wieder untergetaucht. Ich muss zugeben, da kam leichte Panik auf. Na ja, gegenüber Wasserrutschen habe sowieso eine negative Einstellung, nachdem ich im Rimini Bad Tölz das Gefühl hatte zu ertrinken. Es ging aber alles gut. Wenige Minuten war ich wieder bei meinen Frauen und wir machten uns auf den Heimweg. Dachte ich zu mindestens.

Ich habe einen guten Orientierungssinn und merke sofort das Daniel unterwegs verkehrt abbiegt. Wir hätten bergaufwärts fahren müssen. Stattdessen geht es Bergabwärts. Bald darauf erreichen wir eine Hütte davor zwei Fischteiche. Daniel verhandelt mit der Dame, reicht ein paar Dollar rüber und wir marschieren los.

Zuerst ein steiler Weg abwärts. An Fischteichen vorbei, wo mehrere Angler ihr Glück versuchen. Wie bei uns zuhause, wo an Fischzuchtteichen Hobbyangler für Geld einen Fisch nach den anderen rausziehe. Mit der Devise gib den Fisch keine Chance. Anschließend betreten wir einen kleinen schlammigen Pfad, der uns immer Bergab durch den Urwald führt. Nach einer viertel Stunde haben wir unser Ziel erreicht. Die Cascada Milagrosa Ecolodge, ein kleiner Wasserfall der Kaskaden ähnlich aufgebaut ist. Nicht sehr hoch, nicht so spektakulär wie die vorherigen, aber schön. An der Uferböschung ein kleiner Platz und ein Überdachter Unterstand.

Ich zögere nicht lange und begebe mich ins Wasser. Setze mich auf eine der Kaskaden und lass das Wasser über mich strömen und beobachte Fische. Die Frauen waschen sich wieder die Haare. Es wird dunkel, zu schnell dunkel. Schnell ziehen wir uns an und tasten uns durch die Nacht zu unserem Auto. Es war ein schöner Tag.

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