Ecuador/Kolumbien in Zeiten der Corona

Tag 7

Heute stehen wir sehr früh auf, weil das Mietauto zum Flughafen nach Quieto zurückgebracht werden muss. Neben Nidia begleitete uns ihr ältester Sohn Daniel, der auch das Auto fuhr. Im Dunkeln fahren wir los. Es geht auf der E45 Richtung Baeza. Da es dunkel ist, ist auch von der Umgebung der Strasse nicht viel zu sehen. Sehr schade wie ich später feststellen musste. Gegen 06:15 geht die Sonne auf und wir befinden uns an der Cascada Rio Loco. Endlich kann ich eine Märchenwelt bewundern. Berghänge, bewachsen mit tropischen Bäumen. Links in Fahrrichtung, eine tiefe Schlucht zum Rio Coca mit steil abfallenden Hängen. Die Strasse führt beängstigend nahe an die Kante dieser Schlucht entlang.

Ein paar Wochen nach meiner Reise durch Ecuador musste ich erfahren, dass ein mächtiges Unwetter hier die Strasse in die Schlucht abgerutscht und einige Brücken unpassierbar wurden. Ein Wunder das kein Menschenleben beklagt werden muss. Diese äußerst wichtige Strasse war wochenlang blockiert und beeinträchtigte Massiv den Güter- und Personenverkehr.

Gegen 10:00 Uhr erreichten wir die Abzweigung E20 und fuhren auf ihr weiter Richtung Quito. An der nächsten Tankstelle legten wir eine kurze Frühstückspause ein. Wie ich später feststellte, war das auch beliebter Haltepunkt für die Überlandbusse, um eine Rast und Pinkelpause einzulegen. Mehrere Restaurants und Imbissbuden wetteifern um die Gunst der Reisende. Für ca. 9 Dollar haben wir drei sehr gut gegessen und getrunken und konnten so frisch gestärkt unsere Reise fortsetzen.

Von nun an, quält sich unser Auto die kurvenreiche Strasse zum Pass empor. Leider war die Sicht nicht besonders hervorragend. Angeblich sollte man von Papallacta den Vulkan Antisana sehen. Was ich sah waren nur Wolkenverhüllte Berg. Trotzdem ein Erlebnis. Einerseits fuhr ich durch eine Ortschaft mit einem Denkmal eines Bergsteigers. Ich selbst klettere seit meinen 14. Lebensjahr und dieses Denkmal zog natürlicher meine Aufmerksamkeit auf sich. Auf der gegenüberliegenden Talseite am Rio Quijos konnte ich auch Felswände erkennen wo ich mir vorstellen konnte das da geklettert wird. Eine Nachforschung gab mir recht, dass in Cuyuja sehr aktiv geklettert wird.

Zweitens die vielen hohen Wasserfälle. Man kann sich nicht satt davon sehen. Auf 4100 Meter haben wir dann endlich den höchsten Punkt unserer Reise erreicht. Die dünne Luft war spürbar, dazu die Kälte und ein unangenehmer Wind. Von nun an ging es zügiger die gewundene Straße bergab Richtung Quito.

Da das Auto erst am Abend zurück gegeben werden muss fuhren wir statt zum Flughafen Richtung Norden durch die Stadt. Ich war sehr erstaunt wie riesig diese Stadt ist. Wunderschön wie große weißgetünchte Wohnviertel an den Berghängen klebten. Noch erstaunter aber über eine riesige Schlucht, die die Stadt durchzieht und trennt. Geschaffen durch den Rio de Guayllabamba. Unterwegs musste Daniel auf Anweisung seiner Mutter bei einem Straßenverkäufer anhalten wo sie für ein paar Dollars 10 wunderschöne Sträuße Rosen kaufte. Ich nahm an diese will sie zu Hause weiterverkaufen. Hier irrte ich mich aber gewaltig, wie ich später feststellen musste. Letzendes kamen wir gegen 14:00 am Denkmal, Mitad del Mundo, Ziel des kleinen Abstechers an.

La Mitad del Mundo (Die Mitte der Welt) ist ein Denkmal in San Antonio de Pichincha ca. 23 Kilometer nördlich der Hauptstadt für den hier durchlaufenden Equador. Zentrum des Monuments ist eine große Kugel (4,5 m Durchmesser) auf einem Monolithen, um die ein Metallring verläuft. Diese soll die Erde und den Äquator symbolisieren. Das Bauwerk kann bestiegen werden und ist ca. 30 Meter hoch. Die Seiten des Monolithen zeigen in die vier Himmelsrichtungen. In Ost- und Westrichtung von dem Bauwerk verläuft eine gelbe Linie, die sich durch die gesamte Anlage zieht, und genau auf dem Äquator liegen soll (es jedoch nicht tut). Der Monolith bildet das Zentrum einer Parkanlage, die einem typischen Kolonialdorf nachempfunden ist.

Ecuador ist das einzige Gebiet in Südamerika, in dem der Äquator an festen, natürlichen Orientierungspunkten verläuft. Nämlich an den Gipfeln der Anden. Sein restlicher Verlauf geht durch sich ständig verändernde Regenwaldgebiete. Feste Punkte sind jedoch notwendig, um die Bahnen der Himmelskörper zu beobachten. Das Gebiet des heutigen Ecuador ist daher der einzige Ort, an dem früher eine genaue Positionsbestimmung des Äquators möglich war. Das 30 Meter hohe Monument und die um es herum gruppierten Häuschen des Ausflugsgeländes wurden zwischen 1979 und 1982 errichtet.

In Zeiten von GPS hat sich herausgestellt, dass sich der wahre Äquator etwa 240 m nördlich des Monuments befindet. Alle Besucher, welche sich täglich breitbeinig über die gelbe Linie beim Monument hinstellen, um auf beiden Hälften der Erde zu stehen, stehen in Wirklichkeit mit beiden Beinen etwa 240 m weit auf der Südhalbkugel. Natürlich auch ich.

Der Eintritt kostet für Erwachsene 5 $ und für Kinder von 6 bis 11 Jahren, sowie Senioren 2,50 $. Die Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag, 09 bis 17 Uhr und Samstag bis Sonntag, 09 bis 18 Uhr.

Als erstes besuchten wir die Ahnenhäuser, die einen guten Einblick der hier lebenden Indigenen Volksgruppen zeigen. Ergänzt durch Gegenstände, die dieses Vorfahren verwendeten und ein Teil des Lebens, Bräuche und Traditionen aufzeigten. Ich lasse es mir nicht nehmen mich mit eines der hübsch gekleideten Indiomädchen fotografieren zu lassen.

Das Haus der Küstenregion zeigt das Leben der Montubios. Die sich immer an den Flüssen befanden, um ihre Produkte besser zu vermarkten. Sie standen auf vier Holzpfählen, die Wände aus Zuckerrohr. Im Inneren des Hauses sehe ich die verwendeten landwirtschaftlichen Instrumente wie Dolch, die Pulla und die Machete. Geräte, um die Schale vom Getreide zu entfernen und zum Stapeln von Reis, Kaffee, Kakao.

Von hier geht es an indigene Handwerker vorbei die ihre traditionellen Handwerkskünste ausüben und deren Produkte erwerbbar sind zum Denkmal. Zwischendurch stelle ich mich breitbeinig zwischen die Ecuadormarkierung, um sowohl auf der Nördlichen und Südlichen Halbkugel zu stehen. Wie ich jetzt weiß, nicht so ganz der Tatsache entspricht.

Im inneren des Denkmals ist eine Ausstellung zu verschiedenen Themen auf mehreren Etagen verteilt. Beginnend mit einer Zeitleiste, die die wichtigsten Ereignisse seit der Ankunft der französischen Geodätischen Mission hervorhebt, die aus den Akademikern Godin, Bouguer und Condamine und ihren Technikern bestand, um den Bogen des Meridians zu vermessen. Die entsprechende Genehmigung musste vom spanischen König Felipe V. beantragt werden, da dieses Land Teil seiner Kolonien war. Nachdem die Erlaubnis erteilt wurde, ernannte er zwei junge Matrosen Jorge Juan und Antonio de Ulloa, um Spanien in der Mission zu vertreten. Die erste französische Mission kam 1736 an, um den Meridianbogen zu messen. 200 Jahre später und zu Ehren der Ankunft der Geodätischen Mission wurde das erste Denkmal 1936 von Luis Tufiño mit einer Höhe von 10 Metern errichtet

Wir fuhren als erstes mit dem Aufzug auf die Aussichtsebene. Von wo wir wunderbare Aussicht auf die Berge ringsherum hatten. Beim Abstieg über 6 Ebenen sehen wir Ecuador als multiethnisches und multikulturelles Land, mit einer ethnografischen Ausstellung indigener Gruppen aus der Küste, der Sierra und dem Amazonasgebiet. Abschließend auf dem unteren Stockwerk erfahren wir ein wenig über die indigenen Gruppen des Ostens. Den: Cofanes, Quichuas, Sionas-Secoyas und Huaoranis. Diese Ausstellung bietet großformatige Fotografien dieser ethnischen Gruppen im ecuadorianischen Dschungel sowie deren Kleidung, Kunsthandwerk, Jagd- und Fischereiinstrumente.

Der Beweis, dass man sich nicht direkt auf den Ecuador befindet, kann sogar ohne GPS nachgewiesen werden. Direkt am Äquator läuft das Wasser faszinierenderweise ohne Strudelbildung ab. Ein Meter weiter südlich strudelt das Wasser im Uhrzeigersinn, ein Meter weiter nördlich gegen den Uhrzeigersinn. Plötzlich kann ein Hühnerei auf einem Nagel balanciert werden! Wer mit geschlossenen Augen auf der Äquatorlinie balancieren will, wird schnell merken, dass es unmöglich ist, die Anziehungskräfte der verschiedenen Erdhalbkugeln auszugleichen und es somit nahezu unmöglich ist, eine schnurgerade Strecke zu gehen.

Dies war den frühen Bewohnern Ecuadors anscheinend schon vor 1.000 Jahren bekannt. Durch einen Gleitschirmflieger wurden auf dem Gipfel des Catequilla Ruinen eines Bauwerks entdeckt, das tatsächlich genau auf dem Äquator errichtet wurde und auf noch auf die Zeit vor den Inka datiert wurde. Ein eigenes Projekt beschäftigt sich nun mit der weiteren Erforschung des „tatsächlichen Monuments“.

Das Äquatormonument ist von einem idyllischen Dorf umgeben, dem Ciudad Mitad del Mundo („Stadt in der Mitte der Welt“), welches in seiner Anlage die typischen Merkmale eines Kolonialdorfes aufweist. Im Ciudad Mitad del Mundo befinden sich (ziemlich teure) Shops, Restaurants, kleine Museen und ein Planetarium. Außerdem kann man hier das Zertifikat abholen, dass offiziell bestätigt, am Äquator gewesen zu sein.

Gegen 16:00 fuhren wir dann über die Ruta Collas zum Flughafen. Hier sah ich das erste Mal eine vollkommen intakte gut ausgebaute Strasse. Allerdings war sie auch gebührenpflichtig. Am Abgabeort brache ich meinen Unmut über den schlechten zustand des Fahrzeuges und den mangelnden Service zum Ausdruck, was ich glaube keinen besonderen Eindruck hinterließ. Da diese Station außerhalb des Geländes des Flughafens befand und auch keine Haltestelle in der Nähe war blieb uns nichts anderes übrig auf ein Taxi zu warten.

Mit ein wenig Glück, kam bereits nach fünf Minuten eins und brachte uns nach Pifo. Nach 30 Minuten Wartezeit konnten wir in einem Überlandbus einsteigen, der uns nach Nueva Loja brachte, wo wir kurz nach Mitternacht ankamen.

Interessant im Vergleich zu Deutschland ist der Umgang mit der Coronakriese wie ich immer wieder feststellen musste sehr ruhig und gelassen. Ich meine damit nicht, dass damit fahrlässig umgegangen wird, nein nur ruhiger, gelassen und überlegter. Nirgendwo Stress, nur Einsicht in die Notwendigkeit. In geschlossenen Räumen oder Warteschlangen werden ohne Diskussionen Masken getragen. An den Eingangstüren der Geschäfte wird Fieber gemessen und darauf geachtet, dass die Hände desintegriert werden. Nirgend wo eine Diskussion.

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