Tag 20
Heute wollen wir noch einmal nach Mocoa fahren, um Dokument zu aktualisieren. Wie üblich kommen wir erst gegen 11:00 Uhr los. Als Transportmittel zum Fluss nehmen wir ein Taxi. Die Strecke ist mir bekannt und deshalb nicht mehr ganz so interessant. Auf der ungefestigten Strasse geht es zu, wie auf dicht befahrene Autobahn. Ständig kommen uns Motorräder, Taxis und Kleilaster entgegen. Alle bis aufs letzte mit Personen und Waren belastet. Es ist wie bei uns. Wer kann fährt nach Polen und in die Tschechei zum Einkaufen. Hier ist es genauso, Kolumbien ist preisgünstiger. Nach ca. 30 Minuten stehen wir wieder am Flussufer. Es hat sich nicht viel geändert nur das der Fluss Hochwasser hat. Der Uferrand ist sehr lehmig und erfordert sehr viel Mühe und Geschick unbeschadet auf das Kanu zu gelangen.
Auf der anderen Seite, auf kolumbianischen Boden ist es flacher und das Aussteigen kostet weniger Mühe. Nidia spricht eine Gruppe von jugendlicher mit Motorrädern an und fragt mich ob wir Lust hätten mit einen Motorradtaxi in die nächste Stadt zu fahren. Motorradtaxi ist mir nicht neu, bereits in Kolumbien habe ich diese oft in Anspruch genommen. Klar sage ich, ohne zu ahnen was mich erwartet
Gut meint sie. Uschi soll auf eines der Kräder aufsteigen. Nidia schnappt sich gleich das erste und fordert mich auf ebenfalls aufzusteigen. Kaum sitze ich drauf, fährt sie auch schon los. Ich werde irre, Nidia fährt mit einem fremden Motorrad los. In Deutschland undenkbar. Zuerst bin ich sehr unsicher. Ich klammere mich sehr verkrampft an Sie fest. Dolch bald merke ich jedoch sehr schnell, dass Nidia sehr sicher fährt. Ich werde übermütig und lass sie los, so dass ich während der Fahrt mit meinem Handy filmen kann. Während der Fahrt überholen wir uns ständig gegenseitig. Das Motoradtaxi, wo meine Frau drauf sitzt und das dritte wo der Besitzer mitfährt. Irgendwann verlieren wir ihn aber.
Zuerst fahren wir nach San Miguel zum Busbahnhof, ca. 18 km von Fluss entfernt. Hier warten wir eine Weile, bis das dritte Motorrad eintrifft. San Miguel ist eine Gemeinde im Departamento Putumayo vom Süden des Landes an der Grenze zu Ecuador auf einer Höhe von 380 Metern. Die Gemeinde hat etwa 29.000 Einwohner.
Die Besiedlung der Region erfolgte in der kolumbianischen Geschichte sehr spät. Interessant wurde die Region mit dem Beginn der Erdölförderung durch die Texas Petroleum Companie in den 60 Jahren des vorigen Jahrhunderts. In der Folgejahren prägt auch der illegale Coca-Anbau zur Kokainherstellung die Region. Das Gebiet war zudem stark betroffen vom bewaffneten Konflikt und der abwechselnden Präsenz paramilitärischen Gruppen und der FARC.
Wirtschaftlich steht San Miguel im Schatten seiner Nachbarstädte La Hormiga in Valle de Guamuez und Lago Agrio in Ecuador. Die Gemeinde San Miguel mit dem Hauptort La Dorada wurde 1994 geschaffen. San Miguel ist für die Umgebung schön zum einzukaufen für den Bedarf des tägliche Lebens Aber es lohnt sich kaum extra hierher zu fahren. Es ist ein Ausgangspunkt für den öffentlichen Nah und Fernverkehr.
Da kein Bus nach Mocoa abfährt fahren wir in die nächste Ortschaft, La Homiga, etwa 11 km. Nidia bezahlt die Jungs und wir gehen etwas Essen. Wie Nidia das macht, weiß ich nicht. Wir kommen gerade an den Busbahnhof an wo gerade ein Fernbus nach Madelin abfährt. Seine Strecke führt über Mocoa. In diesem Zusammenhang muss ich einfach sagen. Kolumbien ist was Verkehrsverbindung per Bus betrifft Deutschland weit überlegen. Jedes noch entlegene Dorf kann über dieses Transportmittel erreicht werden. (Es kann Ausnahmen geben) Die Überlandbusse sind auch bestens ausgestattet mit Internet, Fernseher, Klimaanlagen. Die Toiletten sind mustergültig sauber.
La Hormiga ist der Hauptort der Gemeinde Valle del Guamuez im Departemento Putumayo. Die Gemeinde Valle del Guamuez hat 54.300 Einwohner, von denen 20.900im Hauptort La Hormiga leben (Stand: 2019). Die Temperaturen liegen in den Bereichen zwischen 27ºC und 40ºC
Die moderne Besiedlung des Gebietes des heutigen Valle del Guamuez ist besonders zurückzuführen auf die Suche nach Naturkautschuk, aber auch nach Gold, Erdöl und Holz. Kautschukfirmen waren zwischen 1910 und 1940 vor Ort tätig. Die Siedlung La Hormiga wurde am 22. Mai 1953 von Emiliano Ospina Rincón gegründet. Seit 1985 hat Valle del Guamuez den Status einer Gemeinde.
Samuel Delgado Murcia schreibt in seinem Buch „Huellas de historia“: „Der unwirtliche
Dschungel des Guamuez-Tals wurde nur von mutigen Abenteurern und Gummizapfern unter die Lupe genommen, die es wagten, durch die zerklüfteten Berge zu dringen und den eisigen Mooren, den mächtigen Gewässern großer Flüsse, zu trotzen, abgesehen von unzähligen anderen Gefahren, die typisch für diese feuchte und ungesunde Region sind, wie die schrecklichen Bestien, giftigen Vipern und Moskitos etc. Auf der Suche nach Gold, Gummi, Holz und Öl; einige, um Heilung und Frieden für ihre Familien zu finden, und andere, die ein besseres wirtschaftliches Einkommen suchen, aber vielleicht hätten sie sich nie vorstellen können, Dörfer zu gründen.“
Gegen 18:00 erreichen wir Mocoa ohne nennenswerte Verzögerung. Ich habe im Bus leicht gefroren. Die Klimaanlagen sind sehr leistungsstark. Langweilig war die Fahrt auf keinen Fall. Es gibt immer etwas Interessantes zu sehen. Mit einen freudigen „Holla“ werden wir empfangen.
Dann kommt noch eine besondere Überraschung, Pit sein Bruder Jhony Pazminon eine regionale Persönlichkeit kommt uns zu besuchen. Er verdient sich seinen Lebensunterhalt durch Mahlen, Dichten und ist Schriftsteller. Eben hat er ein Buch veröffentlicht mit den Tittel „HAGASE LA LUZ“ über Geschichten und Leben aus der Region. Wir konnten uns sehr gut über viele Themen unterhalten. Ich habe auch ganz ungeschminkt meine Meinung zur gegenwärtigen Regierung dargelegt. Keine Ahnung wie das angekommen ist. Aus den Blickkontakten die man sich gegenseitig zugeworfen hat meine ich das sie ziemlich erstaunt waren. Das einzige was mich ein wenig gestört hat, sind die vielen Fotos die sie mit mir gemacht haben. Zum Abschluss schenkte er mir eins seiner Bücher mit Widmung.
Im Nachhinein habe ich erfahren, machte er Werbung für sich bei Facebook. Das hat mich noch nicht einmal so gestört. Warum eigentlich nicht, deutscher trifft sich mit einheimischen Schriftsteller und reden über seine Bücher. Ein wenig Werbung kann nicht schaden. Was mich so wütend gemacht hat, ist die Tatsache, dass er sich vorher das Buch was er mir schenkte von Nidia bezahlen lassen hat. Das finde ich absolut unpassend. Meine Reaktion, das Buch liegt irgendwo in einer Ecke. Ich habe kein Interesse mehr dafür.