Tag 23
Wir schlafen relativ lange. Nidia ist schon unterwegs. Uschi und ich sind allein. Wir beschließen uns die Stadt anzuschauen. Obwohl wir schon drei Wochen hier sind, haben wir noch nicht viel vom Ort gesehen. Kurz gefrühstückt marschieren wir los.
Nueva Loja bekannter unter den Namen Lago Agrio ist die Hauptstadt der ecuadorianischen Provinz Sucumbíos sowie die einzige Parroquia urbana im Kanton Lago Agrio. Die Parroquia besitzt eine Fläche von etwa 330 km². Beim Zensus 2010 wurden in der Parroquia 57.727 Einwohner gezählt. Davon lebten 48.562 im Stadtgebiet von Nueva Loja. Die Parroquia Nueva Loja liegt im Amazonastiefland im Nordosten von Ecuador. Die Längsausdehnung in Nord-Süd-Richtung beträgt etwa 30 km. Sie reicht im Norden bis an die kolumbianische Grenze. Der Süden der Parroquia wird vom Río Aguarico in östlicher Richtung durchflossen. Die nördliche Grenze bildet der Río San Miguel. Die 300 m hoch gelegene Stadt Nueva Loja befindet sich etwa 3 km nördlich vom Río Aguarico.
Die Stadt ist noch sehr jung. Sie wurde um 1970 als Stützpunkt für die neu erschlossenen Ölfelder der Umgebung gegründet. Nach Probebohrungen im Ölfeld Lago Agrio I, das von Arbeitern der Texaco nach dem Firmensitz Sour Lake in Texas benannt worden war, und dem Bau der ersten Pipeline begann 1972 die reguläre Ölförderung. In dieser Zeit wurden von der ecuadorianischen Regierung vor allem Bewohner der südlichen Andenregion Ecuadors, insbesondere der Provinz Loja, in der Dürre herrschte, bei Übersiedlung nach Lago Agrio unterstützt. Aus der Ansiedlung der Erdölarbeiter und der übrigen Siedler entstand die Stadt Nueva Loja, die bereits 1979 Hauptstadt des neu eingerichteten Kantons Lago Agrio und 1989 Hauptstadt der neuen Provinz Sucumbíos wurde.
Durch die Erdölförderung und die Besiedlung hat der ursprünglich vorhandene tropische Regenwald stark gelitten bzw. wurde großflächig vernichtet. Die Umgebung von Nueva Loja hat durch die Ölkatastrophe im nördlichen Amazonastiefland Ecuadors große Umweltschäden aufzuweisen. Die Bodenqualität hat sich. extrem stark verschlechtert (Bodendegradation), insbesondere durch Verschmutzung durch Erdöl oder Erdölrückstände. Die vor der Erdölprospektion und Ansiedlung in der Region lebenden indigenen Gemeinschaften der Cofán haben sich in entlegenere Regionen zurückgezogen.
Im Osten der Stadt befindet sich der Flughafen Nueva Loja. Die Fernstraßen E10 (Tulcán–Puerto El Carmen de Putumayo), E45 (Baeza–General Farfán) und E45A (Nova Loja–Puerto Francisco de Orellana) kreuzen sich in Nueva Loja. Da die Stadt grade mal 50 Jahre alt ist, gibt es kaum historische Sehenswürdigkeiten. Ein wenig besser sieht es mit Naturparks aus. Wie der Park Ecológico y Recreativo Lago Agrio Perla (Tag 6) und Park Turistico Nueva Loja im Centrum der Stadt (Tag 4)
Nachdem wir das Haus verlassen haben, laufen wir die Strasse Los Andes zur E45Toncal Amazonika. Diese Fernverkehrsstraße durchzieht die Stadt von Westen nach Osten. Bis dahin ist nichts Interessantes zu sehen. Wir kommen an mehreren kleinen Läden mit Lebensmitteln vorbei und anderen Krimskrams vorbei. Vor einen ein Aquarium mit Speisfischen.
An der Troncal Amazónika steigen wir in den Stadtbus ein und fahren etwa 4 oder 5 Stationen und steigen auf Höhe der Strasse Franciska de Orellana aus und folgen ihr bis zum Central Park. Unterwegs schauen wir uns die Auslagen in den Geschäften an. Immer wieder stellen wir fest, es gibt alles. Von der Wahrenfülle nichts anderes wie in Deutschland. Im Central Park steht die Kathedrale de Lago Agrio.
Diese Kirche ist der zentrale Ort für Katholiken und verfügt über einen Rollstuhlzugang und einen Brunnen, der eine gute Atmosphäre schafft. Wir besuchen den Ort gerade in einer Zeit, wo in der Kirche ein Gottesdienst abgehalten wurde. Mich packte die Neugierde, und mischte mich unter den Teilnehmern. Die Kirche war zum Platzen voll. Man bedenke, Korona Zeit, keinen scheint das abzuschrecken. Masken tragen aber alle. Die Atmosphäre gefällt mir sehr gut, mit den Gesängen der Massen. Wir bleiben bis zum Schluss. Anschließend bummeln wir über den Park und betrachten uns die unterschiedlichsten Waren der Kleinhändler. Besonders schön anzusehen die Gegenstände der Kunsthandwerker, wie Ketten, Figuren aus Ton, Heiligenbilder oder auch Hüte, Umhänge und vieles mehr. Besonders angenehm fand ich die Tatsache, dass die Händler nicht so wie in der Türkei aufdringlich waren. Ein „no gracias“ und freundliches Lächeln reichte aus, um nicht weiter bedrängt zu werden.
Wir bummeln noch eine Weile durch die Straßen und trinken in einem kleinen Kaffee schönen kühlen Obstsaft. Meine Frau wie immer Limo de Koko. Bisschen durch die Hitze ausgelaucht kommen wir am späten Nachmittag nach Hause.
Den Rest des Tages verbrachte ich Nidia zu überzeugen Weihnachten in Deutschland zu verbringen. Irgendwie schaffte ich ein „ja“ von ihr zu bekommen. Ich ahnte nicht, was für eine Nervenbelastung noch auf mich zu kommen wird. Ich hatte keine Ahnung wie groß ihre Flugangst wirklich war. Als ich zwei Monate später, sie in Deutschland fragte, wie ihr Fug war. Meinte sie allerernstes, sie hat sich in diesem „Eisenvogel“ wie auf einen Ritt auf einen wilden Stier gefühlt.