Ecuador/Kolumbien in Zeiten der Corona

Tag 25

Heute will ich aus der Stadt raus und baden. Nidia schlägt vor nach El Eno zu fahren. Durch ihn fließt der kleine gleichnamige Fluss Eno. Knapp 18 Kilometer entfernt. Die Ortschaft liegt an der E 45A Richtung Puerto Francisco de Orellana.

Gut, Hauptsache aus der Stadt raus. Heute lerne ich wieder etwas Interessantes hinzu. Eine neue Variante einen Bus anzuhalten. Vor dem Haus wartet schon ein Taxi. Wie erwartet ein Freund des Hauses, bzw. ein Freund von Daniel. Nidia sagt den Taxifahrer, wohin wir wollen. Er fährt los und beschleunigt rasant. Bisher habe ich die Erfahrung gesammelt das die Fahrer sehr vernünftig fahren und sich konsequent an die Straßenverkehrsordnung halten. Dieser aber nicht. Ich verkrampfe mich am Sitz und ertappe mich die Augen zu schließen.

Nach kurzer Zeit erreichen wir die Brücke Monseñor Gonzalo López und überholen mit wahnsinniger Geschwindigkeit einen Bus. Unser Chauffeur gibt Licht und Hupensignal, und fährt vor den Bus, bremst ab bis zum Stillstand. Der nachfolgende Bus hält auch an und wir steigen um. Ob wir diese Möglichkeit in Deutschland auch einführen können? Jedenfalls haben wir unseren Bus ohne Wartezeit und auch Sitzplätze. Kurze Zeit später sind wir in El Eno.

Diese Ortschaft ist nichts Besonderes. Sie hatte 2020 etwa eine Einwohnerzahl von 8650 Bewohnern mit einem ländlichen Kirchspiel. Die Gründung der Parroquia El Eno wurde am 28. Oktober 1991 im Registro Oficial N 799 bekannt gemacht und damit wirksam. Ich sehe nur eine schnurgerade breite Hauptstraße an denen sich die Häuser befinden. Uns gegenüber der Kirche Santuario Católico Nuestra Señora del Cisne.

Benannt nach der Jungfrau El Cisne. Eine der Legenden lautet: Die Erscheinung der Jungfrau von El Cisne datiert vom 12. Oktober 1594, dem Tag, an dem die Gemeinde El Cisne von einer großen Dürre und einer Rattenplage heimgesucht wurde, die alle Ernten zerstörte; Infolgedessen kam es zu einer schrecklichen Hungersnot, die die Indianer zwang, einerseits auf der Suche nach besseren Ländern auszuwandern, andererseits auf der Flucht vor denen, die versuchten, ihnen die katholische Religion aufzuzwingen.

Die Indianer waren in dieser Entschlossenheit, als ihnen die Heilige Jungfrau erschien und ihnen sagte, sie sollten dort eine Kirche gründen, da Sie ihnen helfen würde, damit sie nicht wieder hungern würden. Hier ist das Versprechen:

„Vertrau mir, denn ich werde dir helfen und dich beschützen, damit du nie wieder hungrig sein wirst. Ich möchte dir hier helfen. Baue an diesem Ort einen Tempel, und ich werde dort immer bei dir sein.“

Tatsächlich taten dies die Eingeborenen und sofort begann es zu regnen, die Felder wurden grün und die Bewohner dieser Region erhielten viele Gefälligkeiten von der Gottesmutter.

Die heilige Jungfrau von El Cisne ist eine der am meisten verehrten Persönlichkeiten Ecuadors. Es zeichnet sich dadurch aus, dass die Hingabe nicht nur unter denen zu finden sind, die in El Cisne leben, sondern ist über ganz Ecuador ausgebreitet und wird sogar in Städten wie New York und Madrid eine große Hingabe geehrt.

Wegen der Kirche bin ich nicht hier. Wir gehen ein paar Meter die Straße zurück und biegen links in eine kleine Seitenstraße. Nach fünf Minuten stehen wir am Fluss. Der Fluss nicht besonders breit war auf unserer Seite durch eine Betonmauer eingefasst. Davor Terrassen aus Beton zum Liegen. Die andere Seite, bestehend aus einer steilen Böschung mit hohen Bäumen. Auf ihnen, gut zu beobachten, nistende Vögel den ziemlichen Krach machten. So richtig sauber scheint mir das Wasser nicht zu sein. Außer uns war noch eine weitere Familie anwesend.

Schnell sind wir im Wasser. Überraschend stellte ich fest, der Fluss ist sauberer, wie ich angenommen habe. Der Grund sandig, die Strömung nicht sehr stark und nicht tief. Ich kann an der tiefsten Stelle bequem stehe. Sehr angenehm. Die Mädels nutzen die Zeit um sich gegenseitig die Haare zu Waschen. Nachdem ich genug hatte vom Plantschen setze ich mich auf die Uferbegrenzung und beobachte die Umgebung.

Imme wieder ziehen die Vögel gegenüber hoch in den Bäumen meine Aufmerksamkeit auf sich. Besonders interessant ihre Nester die wie geflochtene spitze Körber die frei hängend an den Ästen der Bäume befestigt sind. Ich nehme an, ein guter Schutz gegen Schlangen.

Abgelenkt werde ich durch einen Bagger. Der sich einen Weg von meiner Seite des Flusses auf die andere Seite bahnt. Faszinieren wie die geballte Kraft sich langsam durch den Fluss bewegt und die Böschung erklimmt und eine breite Spur seine Ketten hinterlässt.

Ich fange an mich zu langweilen. So richtig gefällt es mir auch nicht und frage Nidia, ob wir nicht mehr von der Natur sehen können. Kein Problem, meint sie, wir fahren zu einem Wasserfall. Dort lässt es sich gut schwimmen. Gesagt, getan – wir ziehen uns an und gehen wieder vor zur Hauptstraße.

Zuerst versucht Nidia ein Taxi zu Organisieren. Leider klappt das nicht. Nidia und der Taxifahrer können sich nicht auf einen Preis einigen. Also warten wir auf einen Bus, der irgendwann eintrifft. Wir fahren Richtung Shushufindi. Nach etwa 20 km steigen wir an einem Ort aus mit dem Namen Siete de Julio der zum Canton Shushufindi gehört. Die Häuser stehen nur an der Hauptstraße stehen. Lange gerade Strasse, sehr breit und umsäumt mit einem Park ähnlicher Anlage. Es ist Mittagszeit. Die Sonne erbarmungslos. Wir warten auf ein Überlandtaxi, was auch nach einer geraumen Zeit kommt. Zuerst geht es wieder ein kurzes Stück zurück. An einem Lagerhaus biegt da Fahrzeug rechts auf eine ungefestigte Strasse ab. Gefolgt von einem wütend bellenden Rudel von Hunden. Irgendwann geht ihnen aber die Puste aus. Die Piste führt durch den Urwald. Nach 15 Minuten erreichen wir eine große Lichtung.

Auf der Lichtung bekannt als San Jose, eine Hütte, was sich als Kiosk herausstellte. Auffallend ein riesiger Baum. Ich habe noch nie so einen großen Baum gesehen, der Einzeln in der Mitte der Lichtung steht. Am Rande der Lichtung ein kleiner Bach, ich vermute der Rio Shushufindi, der sich dahinschlängelt und plötzlich als ein fünf Meter hoher Wasserfall in die Tiefe stürzt. Hier ein kleine rund Badestelle ca. 25 m Durchmesser. Diese Wasserfläche von drei Seiten begrenzt durch steile Felsen. Die vierte Seite bildet der Abfluss, wo auch eine felsige Rampe nach unten zum Wasser führt. Wie wir feststellen konnten, sind wir nicht die einzigen.

Jetzt baden wir wieder ausgelassen. Als ich ins Wasser steige zwickt mich ständig etwas. Nach genauem Hinsehen stelle ich fest es sind Fisch die mich mit Futter verwechseln. Im Wasser freunde ich mich mit einem kleinen Mädchen an. Das ich immer wieder beim Schwimmen auffange und zur Mutter zurück schupse. Meine beiden Frauen machen sich einen Spaß und versuche die Fische zu fangen. Indem sie ein paar Kekskrumen in ihren Ausschnitt legen, um die Fische damit anzulocken. Funktionierte aber nicht. Dazu waren sie zu intelligent. Die Kekskrumen haben sie aber erwischt.

Mich packte die Neugier und erkundige die Nähere Umgebung. Der Fluss verschwindet im dichten Gehölz des Urwaldes. Davor ein Bach der am Rande des Waldes ebenfalls als Wasserfall in unseren Fluss fliest. Dahinter dichter undurchdringlicher Wald. An einer Stelle ein kleines Pfand der hinein führt. Der als Wanderweg ausgeschildert ist. Da werde ich noch einmal herkommen. Diesen möchte ich zu gerne folgen.

Gegen 17:00 lassen wir uns über den Kioskbesitzer ein Taxi holen und lassen uns nach Jivino Verde bringen. Dort nutzen wir die Zeit bis der Bus nach Hause kommt und essen etwas an den vielen Imbissständen.

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