Tag 11
Beim Frühstück legte mir Nidia eine kleine, zugeknöpfte Plastetüte auf den Tisch mit der Bemerkung, dies hat ein Coasan vorbeigebracht und gesagt ich soll es mir schmecken lassen. Neugierig öffnete ich den Beutel und erblickte einige Insekten. Sie sahen aus, wie schwarze geflügelte Ameisen jedoch Riesen groß. Du wolltest indianisches Essen, jetzt hast du welches. Nun, ich bin nicht wählerisch was Essen betrifft, aber das war doch ein wenig heftig. Ich wusste bei Nidia nie, ob sie es ernst meint oder mich auf dem Arm nimmt. Auf alle Fälle verzichtete ich dankend auf diese Köstlichkeit was ich im Nachhinein bereute. Schulterzuckend nahm sie eines dieser Insekten zwischen Daumen und Zeigefinger, öffnete den Hinterleib wo eine weiße Masse sichtbar wurde. Dieses, zog sie aus dem Abdomen heraus und ließ es genüsslich auf die Zunge zergehen.
Nach dem Frühstück packte ich meine Sachen zusammen. Soweit ich mich erinnern konnte, wollten wir an einen Fluss baden gehen. Meine Überlegung, nehme ich meine Badehose mit? Bis her war es so, dass ich mit der Hose ins Wasser ging, die ich anhatte, wie die meisten der badenden. Die Sonne ist sehr produktiv und trocknet schnell. Ich verzichtete darauf eine mitzunehmen.
Wir laufen zu Fuß Richtung Stadtzentrum. Nach etwa 15 Minuten erreichten wir unser Ziel. Ich sah keine Haltestelle aber ein kleiner Imbiss. Hier holte ich mir einen Kaffee und Empanadas und wartete auf die Dinge, die da kommen sollten. 20 Minuten später kam ein Bus vorbei der uns aus die Stadt brachte. 10 Minuten später stiegen wir aus und standen am Eingang zum Wasserfall Fin del Muno. Nach meiner Frage was mit den Baden ist, bekomme ich die Erklärung, nach dem Wasserfall wird gebadet. Prima, ich habe nur Sandaletten mit. Entsprechend Weg Beschreibung sollte man unbedingt festes Schuhwerk anziehen. Nun stehe ich da, mit meinen Sandaletten. Wir gehen zum Parkeingang und warten bis den Rest des Familienclans eintrifft. Wir kommen auf 15 Personen unterschiedlichsten alters.
Die Entfernung zum Wasserfall ist lächerlich, knapp zwei Kilometer. Das gemeine daran ist, dass der Weg ständig Bergauf führt. Von 500 auf 800 Meter, stellenweise sehr steil, schlammig und die enorme Hitze. Eine Kraft, in dieser Konstellation sollte man nicht unterschätzen.
Nach dem Bezahlen der Eintrittskarten konnte es endlich losgehen, Das erste Hindernis, dass es zu überwinden galt ist der Fluss der 10 Meter tiefer vorbeifließt. Das Überwinden dieses Hindernisses erfolgt durch eine Seilbahn, die eine Entfernung von 350 Meter zurücklegt. Da leider nur vier Personen befördert werden, dauert die überfahrt bei 10 Minuten mit 15 Personen eine ganze Weile. Nachdem alle übergesetzt waren, konnte es los gehen. Mittlerweile war es 11 Uhr und sehr, sehr heiß.
Die ersten Meter zu den Fischerhütten beginnen sehr steil. An den Fischerhütten mehrere Teiche, wo wir Schwärme von Fischen beobachten konnten. Dann ging es steil Bergauf über eine große Lichtung zu einem schmalen Pfad, der in den Dschungel führte. Den sehr schlammigen Pfad immer Berg auf, an einer Wohnhütte im Dschungel vorbei, kommt man zu einen „Restaurant“. Wohnhütte einer Indiofamilie die unterschiedlichen Getränke von Wasser über Cola zum Bier verkauft. Diese Hütte befindet sich auf etwa 720 Meter. Unterwegs wollte ich schon aufgeben. Wenn Nidia nicht auf mich eingeredet hätte und mir dann noch meinen Rucksack abnehmen wollte, hätte ich das Handtuch geschmissen. Aber dann kam der Ehrgeiz durch. Ich lass mir doch von einer Frau, die fast ein Kopf kleiner ist wie ich den Rucksack tragen. Irgendwann erreichten wir dann bei 800 Metern den höchsten Punkt unserer Wanderung. Hier stand eine Hütte, Mirador genannt, deren Bestimmung ich nicht erkannte. Unterwegs kam es für mich zu einem kleinen Höhepunkt. Etwa ein Meter vor mir schlängelte sich eine kleine Schlange über den Pfad. Meine Erschöpfung vergessend wollte ich hinterher. Das laute Geschrei in meinen Rücken lenkte mich ab und das Tier war im dichten Unterholz verschwunden.
Auf der anderen Bachseite etwa 5 Meter oberhalb im Wald eine kleine Hütte. Hier konnten wir Essen und Trinken bestellen. Nidia brachte mir ein halbes Hänchen und Suppe. Mehrere Hunde, weiß der Teufel wo die herkommen, bettelten um die Knochen. Ich habe mal gelernt der Röhrenknochen nicht verfüttert werden sollen, weil die Gefahr besteht das diese brechen und die spitzen Knochensplitter Verletzungen hervorbringen können. Hier in Südamerika scheint das keinen zu interessieren. Nach dem Essen geht Pablo (der Schwager von Nidia) ein paar Meter Bachaufwärts zu einer Gumpe und zeigte mir eine Vielzahl von kleinen Fischen. Nachdem alle gegessen hatten, traten wir den Rückweg an.
Am Puente de roca bogen wir jedoch links ab zum Bachbett und folgten diesen Bachaufwärts etwa 200 Meter zu einer sehr großen Gumpe, die von einen etwa 5 Meter hohen Wasserfall gespeist wird. Hier konnten wir und taten es auch ausgiebig zu Baden. Nidia meinte zu mir sie kann nicht schwimmen was ich ihr auch glaubte. Trotzdem überredete ich sie ins Wasser zu gehen mit dem Ergebnis, das sie mir davonschwamm. Bisher habe ich die Erfahrung gesammelt die Flüsse und in Seen sind angenehm warm. Hier habe ich gewaltig gefroren. Nach ca. eine Stunde Schwimmen, rumtollen und quatschen packten wir unsere Sachen zusammen und begaben uns auf den Heimweg. Dieser Bereich hier nennt sich Quendrador Danteyaco. Ein wunderschöner Ort. Diese Gumpe ist eingebettet von drei Seiten hoher Felswände. Bewachsen mit Tropischen Pflanzen, Farne und Gräßer. Von den Felswänden tropft Wasser und kleine Wasserfälle. Eine Märchenwelt.
Bisher war ich immer am Ende der Gruppe. Das ändert sich jetzt schlagartig. Nachdem ich mitbekommen habe das die letzte Fahrt der Seilbahn um 16:00 Uhr stattfindet und wenn man diese nicht schafft, darf man einen Umweg von zwei Kilometer laufen. Dazu verspürte ich wenig Lust. Also Tempo machen. Pünktlich um 16:00 waren wir an der Seilbahn und 40 Minuten später waren alle Übergesetzt. Nach und nach verabschieden sich die einzelnen und verlassen uns. Wir gehen zur Strasse und warten auf den Bus. Nicht lange kommt einer vorbei der uns mitnahm. Amüsiert habe ich mich wieder mal, an der Tatsache das ein Passagier auf bei offener Tür auf der Treppe des Einstieges saß. In Deutschland undenkbar.