Massiver Menschenrechtsverstoß durch Aldi, Kaufland und Co.

In Deutschland ist ein Kilo Bananen für weniger als einen Euro zu haben, während Äpfel das Doppelte kosten. Warum kostet eine Frucht, die elftausend Kilometer gereist ist, weniger als eine regional produzierte Frucht und wer bezahlt die Zeche?

Bananen gelten in Supermärkten als Schlüsselprodukt, deren Preis soll die Kunden in den Markt locken. So ist es nicht selten das diese für 0,77 Cent wie vor wenigen Wochen durch Kaufland verschleudert werden. Was als Schnäppchen daherkommt, ist ein massiver Menschenrechtsverstoß. Wir werden Zeugen eines Preiskrieges zwischen den großen Supermärkten, den sie auf dem Rücken der Plantagenarbeiter und der Kleinproduzenten austragen. Das muss sich ändern.

Vorreiter für den Preisdumping in Deutschland ist der Großkonzern Aldi. Aldi ist der größte Einzelimporteur für Bananen weltweit. Das in Aldi Nord und Aldi Süd unterteilte Unternehmen kauft Bananen gemeinsam ein und drücken die Einkaufspreise systematisch. Der offizielle Mindestpreis für die Produzenten liegt in Ecuador bei 6,40 US-Dollar pro Kiste, er wird aber systematisch unterlaufen. Ich weiß von Beispielen, wo nur 2,50 US-Dollar oder maximal drei oder vier US-Dollar gezahlt wurden. Das ist bedrohlich für die Existenz der Kleinproduzenten.

Das heißt, wenn ich von einem Preis im Durchschnitt von 4,00 US-Dollar ausgehe und eine Bananenkiste mit 18,14 kg berechne erhält der Bananenproduzent etwa 0,22 Cent vom Exporteur (0,16 Cent-0,33 Cent).  Das deckt oft noch nicht einmal die Produktionskosten, deren Ausgaben sich aufgrund steigender Kosten für Kartonagen, Verpackungsmaterial und Pflanzenschutzmittel ohnehin erhöht haben. Zudem sind die Kosten für die Exportlizenzen, Hafengebühren, Transport und ähnliches auch nicht günstiger geworden. Diese Kosten werden selbstverständlich auf die Bananenproduzenten umgelagert.

Die Situation für die Arbeiter auf den Plantagen verschlechtert sich zunehmend. Das Arbeitsaufkommen erhöht sich, Löhne werden nicht oder verspätet ausgezahlt, Sozialleistungen nicht erbracht. Es gibt Informationen von Plantagenarbeitern, die fünf, sechs Wochen keinen Lohn erhalten haben, von Entlassungen, die ohne Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen erfolgten. Wer sich organisiert, muss mit Repressalien – von Entlassung bis hin zu Mord rechnen.

Auch was die Arbeiter über den Pestizideinsatz auf den Plantagen erzählen ist haarsträubend.  Regelmäßig werden die Bananen per Flugzeug mit Pestiziden gegen Schädlinge und Pflanzenkrankheiten besprüht, ohne Rücksicht auf die Arbeiter. und das auch noch auf „Rainforest Alliance“ zertifizierten Plantagen. Das von Lidl beworbene Siegel „Rainforest Alliance“ – das sind die mit dem Frosch-Logo – gibt auf seiner Website an, dass sie sich für das Ziel der Arbeiter, ihrer Familien und für die Umwelt einsetzen. Das ist eine blanke Lüge.

Natürlich gibt es ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und einigen Bananen produzierenden Ländern Südamerikas mehr Nachhaltigkeit, mehr Umweltschutz und faire Löhne. Für die Frauen und Männer auf den Plantagen ist das Abkommen wertlos, denn es schützt ihre Interessen nicht, weil keine Sanktionen vorgesehen sind, um die Konzerne zu zwingen die Verträge einzuhalten. Das lässt Konzernen wie Aldi freie Hand, da sie die Marktpreise bestimmen. Den Bananenbauern bleibt keine Wahl. Sie müssen zu den Dumpingpreisen verkaufen. Sonst können sie ihre verderbliche Ware nur wegschmeißen. Die Billigbananen tauchen in Deutschland mit selbst kreierten Qualitätssiegeln auf. Ein Bluff, weil es keine gesetzlichen Verbote dafür in der EU gibt.

Ich glaube, dass die Konsumenten durchaus dreißig Cent für das Kilo Bananen mehr zahlen würden, damit die Produzenten und die Arbeiter ein faires Auskommen haben. Ich hoffe, dass die Verbraucher anfangen, umdenken und sich schämen zu sagen, ich habe mit 77 Cent pro Kilo Bananen ein Schnäppchen gemacht.

Peter Blöth

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert